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Die Wahrheit befreit noch immer

 

 

Wahrlich, sich dem Zeitgeist zu widersetzen und sich an der Wahrheit zu orientieren, ist nicht das Leichteste. Wenn wir der Wahrheit jedoch folgen, so werden wir einen großen Sieg erleben - der vor allen Dingen  in unserer inneren Freiheit liegt.

 

Jeder Mensch ist von Gott zur Wahrheit eingeladen, zu einer Wahrheit der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit. Sie sind gleichsam auch die Tragsäulen der Wahrheit. Wenn wir die wahre Liebe, den wahren Frieden und die wahre Gerechtigkeit suchen, und das bedeutet sie selbst zu verwirklichen, so finden wir im Wort Gottes Orientierung.

Wir erfahren bei Johannes 3,21: „Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht.“ In diesem Satz verbirgt sich, dass der Mensch bereits Lichtstrahlen sieht, ohne irgendein außergewöhnliches Wirken Gottes und dass er gar nicht benachteiligt ist, wie er oft zu denken scheint. Wir erkennen alle im Inneren (etwas) von der Wahrheit und sind aufgerufen, ihr zu folgen, hiernach zu handeln.  Dies ist der Wille Gottes, den es mit Recht zu erfüllen gilt. Wie schnell widersetzt sich der Mensch der Wahrheit und damit Gott selbst!

 

Oft schafft es der Mensch und auch der Diener Gottes nicht, sich gegen das Böse zu wehren, das sich zum einen durch Mitmenschen zeigt, welche nicht in vollkommener Gemeinschaft mit Christus stehen, und zum anderen in einem selbst wirkt. Er schafft es nur, indem er sich der Wahrheit stellt und sie annimmt. In einer ähnlichen Botschaft am 02.01.2005 sagte Maria u.a.: „Eine Wahrheit, die euch alle befreit, wenn ihr sie annehmt; eine Wahrheit, die euch den Sieg schenkt, über eure menschliche Natur. Eine Natur, die vom Feind missbraucht wird...“

 

Jesus sagt vor Pilatus: „...Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. Pilatus sagte zu ihm: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,37- 38).

Die Ausrede, was die Wahrheit genau sei oder wie sie zu leben ist, bringt immer mehr Finsternis in unser Inneres. Jeder, der ernsthaft die Wahrheit will, der wird sie hören. Es ist die Stimme Jesu, die wir in allem als wahr erkennen, wenn wir die Wahrheit suchen. Pilatus erkannte, dass Jesus die Wahrheit zumindest hat, um nicht zu sagen, ist, wie seine Reaktion zeigte, denn er wollte Jesus nach dieser Begegnung frei lassen. Als er der Wahrheit jedoch immer mehr flieht, aus Menschenfurcht, geriet er auch dazu, bei Jesu Verurteilung von seiner eigenen Unschuld zu sprechen.

 

Die Ablehnung der Wahrheit im Innersten bringt die Lüge und Unfreiheit mit sich. Genauso auch „die Wahl“ einer anderen Führung, als die der Wahrheit. „Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben und doch in der Finsternis leben, lügen wir und tun nicht die Wahrheit“ (1 Joh 1,6). Wenn die eigenen Interessen vorherrschend sind, werden wir in etwas Wahres der Lüge Einlass gewähren. Das kann dann etwa so aussehen, dass wir  etwas unrichtig in unserem Denken fortsetzen oder anderen wiedergeben. Eine für uns zur Kleinigkeit gemachte Sache kann dabei das eigentlich Wesentliche sein. Etwas Weggelassenes genauso wie etwas Zugefügtes bei einer wahren Sache ist eine Lüge!

 

Auch zu erwähnen sei, dass die Oberflächlichkeit die liebste Freundin der Unwahrheit ist. Der oberflächliche Glaube billigt den Kompromiss. Wenn das bei denen geschieht, welchen die volle Wahrheit anvertraut ist, so kommt meist der verderbliche Geist der Heuchelei dazu. Wer Gott die letzte Stelle gibt, für den bleiben die Inhalte des Glaubens unglaubwürdig und tot, er findet keine Erfüllung in ihm, er verfälscht die Wahrheit und macht Gott immer mehr zum Lügner. So ist heute für viele der Himmel zur Hölle und die Hölle zum Himmel geworden. Kürzlich verweigerte ich jemandem eine Heiligendarstellung auszuhändigen, von dem ich wusste, dass er einige Zeit zuvor ein Plakat mit der Aufschrift: „Heute Nacht speisen wir in der Hölle“ u.ä. sich gekauft hatte. Als ich es ihm einfach direkt sagte, brachte er den Einwand: „Wollen Sie mir sagen, ich könne nicht unterscheiden!? Ich bin erwachsen..., wissen Sie eigentlich, dass ich im Kirchenvorstand und missionarisch tätig war..., außerdem sollten Sie wissen, dass ich Psychologe bin!“ Ein treffliches Bild für die heutige Situation all zu vieler. Die Vorstellung von einem Christus, der alle so liebt wie sie sind und es dabei so belässt. Liebe scheint für viele darin zu bestehen, kompromissvoll zu sein und es allen recht zu machen und gut scheint, das augenblicklich Angenehmere.

In meinem Buch „Aus der Finsternis ins Licht“ hatte ich davon berichtet, zu welcher Überzeugung auch ich über Gott, den Himmel und die Hölle immer mehr gelangt war, die nicht der Wahrheit entsprach. Dies konnte geschehen, weil ich mir ein eigenes Gottesbild gemacht habe. Wie viele Menschen halten heute den Papst für schlecht, weil sie ihn nicht wirklich hören oder ihn nicht mit der Frage nach der Wahrheit im Herzen hören.

 

 

 

Jesus ist in jedem Leben. Sein Leiden ist vergebens, wenn ich mich der Wahrheit permanent widersetze.

Bild: Pilatus in Auseinandersetzung mit der Wahrheit.

 

 

 

Bei all dem sehen wir aber doch, dass die Menschen leiden unter der Unwahrheit und der daraus hervorgehenden Ungerechtigkeit, der falschen Liebe und des falschen Friedens.

Wenn wir die Befreiungen aus der von der Lüge und dem Irrtum niedergebeugten Menschen in der Gegenwart Jesu immer wieder miterleben, so zeigt dies zum einen die ständige Notwendigkeit der Verkündigung und Bezeugung der Wahrheit, und zum anderen die enorme Verantwortung jener, die sie kennen. Voll Sehnsucht wünsche ich mit Maria allen den Mut zur Wahrheit. Ihre Worte helfen. So sagte die Mutter Gottes am 02.07.2004: „...Jeder Priester ist ein Vorläufer meines Sohnes... so viele laufen vor ihm weg, anstatt ihm vorauszugehen. Ein guter Priester ist, wer meinen Sohn verkündet, wie es Johannes tat. Jeder Priester soll ein Vertreter der Wahrheit sein...“

 

In einem Rundschreiben der Hünfelder Oblaten schrieb Pater Terliesner OMI über die Wahrheit: „... Darum auch braucht die Wahrheit immer wieder tapfere Menschen, die sich um den Preis ihrer Karriere, oder sogar ihres Lebens, der vorherrschenden Lügenpropaganda widersetzen. Zwar arrangieren sich die meisten Menschen wie Pilatus. Aber das mutige Feststehen in der Wahrheit beginnt bereits damit, dass man sich dem herrschenden Zeitgeist widersetzt. Wo dieser inhuman zu werden droht oder es gar schon ist, wird die Wahrheit mit Füßen getreten. Wahrheit ist, was der Wirklichkeit entspricht. Die Lüge dagegen ist der trügerische Schein. Die Wahrheit macht den Menschen frei, denn sie führt zum Guten und entspricht dem Guten und gibt dem Leben Sinn. Die Lüge dagegen führt zu einer frustrierenden Sinnlosigkeit und entzweit die Menschen. Die Verkündigung der Wahrheit, der Einsatz für den Menschen, der Widerstand gegen das Unrecht, all das sind Aufgaben, von denen wir uns als Christen nicht zurückziehen können, denn für uns ist Christus selbst die Wahrheit.“

 

Ein Wort Papst Benedikts XVI. beim „Ad-limina“ - Besuch der Deutschen Bischöfe am 10. November 2006: „Die Bundesrepublik Deutschland teilt mit der ganzen westlichen Welt die Situation einer von der Säkularisierung geprägten Kultur, in der Gott immer mehr aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwindet. Die Einzigkeit Christi verblasst und die von der kirchlichen Tradition geformten Werte verlieren immer mehr an Wirkkraft. So wird auch für den Einzelnen der Glaube schwieriger; die Beliebigkeit an Lebensentwürfen und Lebensgestaltungen nimmt zu. Dieser Situation sehen sich Hirten wie Gläubige der Kirche gegenübergestellt. Nicht wenige hat deshalb Mutlosigkeit und Resignation befallen, Haltungen, die das Zeugnis für das befreiende und rettende Evangelium Christi hindern. Ist das Christentum nicht am Ende doch auch nur eines von vielen anderen Angeboten zur Sinnstiftung? So fragt sich manch einer. Zugleich aber schauen, angesichts der Brüchigkeit und Kurzlebigkeit der meisten dieser Angebote, viele wieder fragend und hoffend auf die christliche Botschaft und erwarten von uns überzeugende Antworten.

Ich denke, die Kirche in Deutschland muss die so angedeutete Situation als providentielle Herausforderung erkennen und sich ihr mutig stellen. Wir Christen brauchen keine Angst vor der geistigen Konfrontation mit einer Gesellschaft zu haben, hinter deren zur Schau gestellter intellektueller Überlegenheit sich doch Ratlosigkeit angesichts der letzten existentiellen Fragen verbirgt. Die Antworten, die die Kirche aus dem Evangelium des menschgewordenen Logos schöpft, haben sich für wahr in den geistigen Auseinandersetzungen zweier Jahrtausende bewährt; sie sind von bleibender Gültigkeit. Von diesem Bewusstsein bestärkt können wir zuversichtlich all denen Rede und Antwort stehen, die uns nach dem Grund der Hoffnung fragen, die uns erfüllt. Dies gilt auch für unseren Umgang mit den Angehörigen anderer Religionen, vor allem den vielen Muslimen, die in Deutschland leben, und denen wir mit Respekt und Wohlwollen begegnen...“

 

Denke jeder auch gerade in schwierigen Situationen an die Verheißung des Herrn, die er uns am 05.04.2004 gab: „Meine Kirche wird in neuem Glanz erstrahlen!“ Dieses Erstrahlen geschieht in ihren Gliedern. O Heiliger Geist, du Geist der Wahrheit, schenke uns die Liebe und den Sinn für die Wahrheit in allen Dingen und Bewegungen in unseren Herzen - damit wir wahr sind, wie du wahr bist.

 

Wir können die Wahrheit über Gott und das Leben nur vermitteln, nicht indem wir sie kennen, sondern leben. Leben in der Wahrheit erkennen wir an der Einsicht der Schuld.

 

www.rufderliebe.org